Als Camille Pissarro 1870/71 zum ersten Mal nach London kam, um dem Krieg zwischen Frankreich und Preußen zu entfliehen, wohnte er in der Gegend von Crystal Palace. Eines seiner schönsten Bilder aus dieser Zeit, The Avenue, Sydenham (1871) hängt heute in der Londoner National Gallery. Diese Arbeit zeigt eine leicht bevölkerte Szene an der Lawrie Park Avenue, die sich bis heute nicht wesentlich geändert hat, auch wenn die Pferdefuhrwerke durch Autos abgelöst wurden. Das Bild vermittelt die Atmosphäre eines Frühlingsmorgens mit sprießenden Eichenbäumen vor einem zartblauen, leicht bewölkten Himmel.
44 Jahre später, 1915, drei Jahre vor seinem Tod, schrieb Claude Debussy sein vorletztes Werk, die Sonate pour flute, alto et harpe. Dieses Stück in dieser eigenartig gedämpften und zerbrechlichen, dennoch lichten Instrumentation scheint für mich die Kondensierung des musikalischen Impressionismus zu sein, der Schwanengesang für eine ganze Epoche. Es ist eines von Debussys geheimnisvollsten und faszinierendsten Werken, über das er selbst sagte: Das ist wirklich melancholisch. Ich weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll. Vielleicht beides gleichzeitig.
Was beide Werke für mich vereint ist die Doppeldeutigkeit zwischen Fragilität und Helligkeit, Präzision und verschwommenen Linien, zwischen Melancholie und Optimismus, pastoralem Interesse und rationalem Denken. Wenn man an Synästhesie glaubt (ich bin mir nicht sicher, ob ich es tue), würde Pissarros Gemälde wahrscheinlich wie Debussys Sonate klingen (und vice versa) &
Nachdem ich nun selbst schon zweieinhalb Jahre in Sydenham wohne und arbeite (und Pissarros Fußspuren mindestens zweimal pro Woche auf meinem Weg in den Crystal Palace Park folge), spürte ich, dass es nun an der Zeit wäre, dieser inspirierenden Gegend von London ein Stück zuzueignen. Dieses Mal machte ich etwas für mich Ungewöhnliches, wählte diese zarteste aller Besetzungen und versuchte ein durch und durch fragiles und leises Stück zu schreiben. Schlussendlich konnte ich meinem Vorhaben nicht ganz gerecht werden, da immer wieder eine aufwühlendere und die vermeintliche Idylle störende Klangwelt an die Oberfläche drängte und schlussendlich plötzlich auftauchte.
Johannes Maria Staud
Solobratscher der Wiener Symphoniker
1966-1977 | Studium der Violine bei Prof. Margarethe Biedermann am Wiener Konservatorium |
1977-1983 | Viola bei Prof. Siegfried Führlinger an der Wiener Musikhochschule |
1980 | Solobratscher der Wiener Symphoniker |
| Als Solist trat er in Österreich, Deutschland, Slowakei, Ungarn und Japan unter anderem im Wiener Musikverein mit dem Wiener Concertverein, bei den Bregenzer Festspielen, beim Carynthischen Sommer in Ossiach sowie in Berlin, Essen und Lübeck auf |
| Als Kammermusiker war er Mitglied des Fliedertrios sowie anderer Formationen und kann auf eine reichhaltige Palette an Rundfunk und CD Einspielungen verweisen |
Soloharfenistin des Orchesters der Volksoper Wien
1983 | Matura, AHS Sacré-Coeur, Wien |
1984 | Diplomprüfung, Studium im Konzertfach Harfe an der Musikhochschule Graz |
1990 | Abschluss am Conservatoire National de Région de Paris |
| dzt. Lehrbeauftragte für Harfe am Konservatorium Wien Privatuniversität |
| Organisatorin und Koordinatorin der "Wiener Theatermusiker" |
Flötistin, Wien
1998-2005 | Studium des Konzertfachs Flöte und Musikpädagogik an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien (Prof. Wolfgang Schulz und Prof. Barbara Gisler-Haase), Abschluss Magistra Artium mit Auszeichnung |
2002-2004 | Meisterklassenstudium in München bei Prof. Ándras Ádorjan an der Hochschule für Musik und Theater, Abschluss mit Auszeichnung |
| Sie besuchte während ihrer Studienzeit Meisterkurse bei Emmanuel Pahud in der Accademia Chigiana in Siena, bei Aurèle Nicolet, Pierre-Yves Artaud, János Bálint und Michael Martin Kofler. Weiters war sie Mitglied und Stipendiatin des Gustav Mahler Jugendorchester unter Claudio Abbado und Pierre Boulez und Stipendiatin der Tokyo Foundation. |
Komponist, London/Wien
1994-2001 | Kompositionsstudium an der Wiener Musikhochschule bei Michael Jarrell (Komposition), Dieter Kaufmann (Elektroakustische Komposition), Iván Eröd (Harmonielehre, Kontrapunkt) und bei Hanspeter Kyburz an der "Hanns Eisler-Hochschule für Musik" in Berlin, Meisterkurse u. a. bei Brian Ferneyhough und Alois Pinos; Mitbegründer der Komponistengruppe Gegenklang in Wien |
1999-2000 | Stipendium der Alban-Berg-Stiftung |
2000 | Verlagsvertrag mit der Universal Edition; 1. Preis. Kompositionswettbewerb Hanns Eisler. Berlin |
2003-2004 | Stipendium der Heinrich-Strobel-Stiftung am SWR in Freiburg |
2005 | Uraufführung von Apeiron. Musik für großes Orchester (Berliner Philharmoniker, Simon Rattle - Dirigent) in Berlin |
2006 | Österreichisches Komponistenstaatsstipendium; Uraufführung von Segue. Musik für Violoncello und Orchester (Wiener Philharmoniker, Daniel Barenboiim - Dirigent, Heinirch Schiff, vlc); Featured Composer bei den Tanglewood Sommerkursen |