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“Masken“ von Arnulf Rainer – Vernissage

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Galerie Schmidt / Reith im Alpbachtal
Culture /
in deutscher Sprache

Bereits zum 15. Mal jährt sich die Sommerausstellung in der Galerie Schmidt im Rahmen des Alpbacher Kulturforums. Führende Namen der österreichischen Kunstszene prägten das Programm in den letzten Jahren: von Adolf Frohner über Hubert Scheibl bis zu Hermann Nitsch. Heuer widmet die Galerie Arnulf Rainer eine umfangreiche Ausstellung zu einer Werkgruppe, mit der sich der Künstler seit etwa 2004 intensiv auseinandergesetzt hatte, und bis dato kaum in der Öffentlichkeit präsentierte: Die Masken.
Die Etymologie des Wortes Maske geht bis ins Arabische zurück mashara und bedeutet soviel wie Verspottung, Possenreißerei, Narretei. Ihre komplexen Bedeutungsebenen finden wir in Rainers Oeuvre facettenreich und dialektisch wieder: in Fotoübermalungen und malerischen Bearbeitungen von Originalobjekten, sowie performativen Beiträgen.

In diesem umfangreichen Konvolut der aktuellen Maskenübermalungen befinden sich vor allem rituelle afrikanische, sowie vereinzelt japanische und alpenländische Beispiele als Vorlagen. Schon in den späten 1970er Jahren setzt sich Rainer mit dem Thema der Maske erstmals intensiv auseinander, verortet die letzte Gebärde des Menschen beim Hinübergleiten in das Jenseitige, Metaphysische und Immaterielle mittels zeichnerischer und malerischer Behandlungen auf fotografischen Reproduktionen der Totenmasken: Die Totenmaske ist das Dokument letzter menschlicher Expressivität. Sie ist das Abbild einer (künstlerischen) „Attitude“, stammt von der beendeten Anstrengung des Lebens, sich noch auszudrücken. Sie ist der Abguß einer Selbstdarstellung beim Eintritt in das Unmittelbare, Gesichtslose … In meiner Totenmasken-Serie kommen direkt (und indirekt als Metapher) spirituelle und gestalterische Prinzipien zum Tragen, die für mein Werk (im Laufe seiner Entwicklung) wichtig wurden: Auslöschung, Abwendung, Tabuberührung, clownesker Übermut, das Quasisakrale, die Entrückung, Sterbeneugier, Todesmystik. usw. Hierbei hatte der Künstler einen Extrem- und Endpunktpunkt im Kontext der menschlichen Expression eingenommen, ein Thema, das er seit Anfang seiner künstlerischen Laufbahn verfolgte und das sich vor allem in seinen fotografischen Übermalungsserien ab den späten 1960er Jahren niederschlug: Face-Farces, Body-Poses, Messerschmidt-Charakterköpfe, Van-Gogh-Porträts, Frauensprache, usw: ein piktorial gefasstes expressionistisches Lexikon der übersteigerten Physiognomie der ekstatische Gebärden oder clownesken Grimassen. 1959 verfasst Rainer mit seinen Künstlerkollegen Ernst Fuchs und Friedensreich Hundertwasser das Pintorarium als revolutionär provokante Reaktion auf die allzu starre akademischen Situation der damaligen Kunst: „Das Pintorarium ist ein Creatorium zur Einäscherung der Akademie. Die Malerei ist heute berufen die Führung im schöpferischen Leben einzunehmen. Der Samen ihres freien Geistes muß die heranwachsende Jugend treffen, um die besten unter ihnen zu einer Distanzierung von der allgemeinen Geschäftigkeit und Konformierung zu ermuntern … Die einzige Möglichkeit für den sensitiven Geist hier noch kommunikativ zu sein, ist die Clownerie“. Rainer schlüpft bereits 1951 in die Rolle des Clowns und verspottet während einer Hundsgruppen-Ausstellung von Ernst Fuchs das anwesende Publikum mit den Worten „Ich spucke auf euch“. Er setzt sich die Maske des aggressiven Narren auf, der das kultivierte Vernissagepublikum aus seiner Reserve holen möchte. Übersteigerung und Extremgänge in der Expression prägen dann in Folge sein künstlerisches Werk: Rainer schminkt sein Gesicht mit Striemen und lässt sich in grimassierenden Expressionen ablichten, und tritt auch mit dieser Maske bei seiner großen Personale im 20er Haus 1968 auf. Seine Face-Farces und Body-Poses sind die symptomatischen Beispiele emphatischer körperlicher Entäußerung und zählen zu den entscheidenden Beiträgen der performativ ausgerichteten Kunst um 1970. 1972 war Rainer mit jenen Werken auf der von Harald Szeemann kuratierten documenta 5 vertreten, die ganz im Zeichen von Spurensicherung und individuellen Mythologien stand. Aus den Gesichtsbemalungen wurden autoaggressive Wangenhiebe, die in Rainers Fingermalereien mit vehementem Körpereinsatz Mitte der 1970er Jahre mündeten.

Arnulf Rainers hier präsentierte Maskenbilder stehen diesen aktiv aggressiven Physiognomien diametral entgegen. Ihr Ausdruck ist starr, eingefroren, stillgelegt, statisch, keinem individuellen Gesicht zugeschrieben. Sie strahlen eine bannende Ikonizität aus, fokussieren autoritär den Betrachter. Man denke etwa an außereuropäische Ritualsmasken, als monströse Angst einflößende Gesichter der herrschenden Naturgötter, die bei Tänzen zum Einsatz kommen. Oder an den starren Blick der Masken bei Horrorfilmen, dem die Kinobesucher ausgeliefert sind. Aus dem entindividualisierten Gesicht entsteht ein Zeichen, das Schock auslöst. Diese Masken sind isolierte Häute, losgelöst von der Einheit des menschlichen Körpers, ihr fragmentarisches Wesen zeugt von Leblosigkeit und Starrheit. Hinter den Augen-, Nasen- und Mondöffnungen ist die Leere, das Nichts. Rainer belebt nun diese Totenstarre mit seiner individuellen Handschrift, markiert, akzentuiert Motiv und Form: heftig energetisch oder sensitiv zurückhaltend. Grafische Setzungen paaren sich mit dichten Farbflüssen, dunkle Verdeckungen stehen bunt schillernden Farbzonen entgegen. Hier treffen darstellende und bildende Kunst aufeinander: das theatralisch rituell Figurative der Maske versus indexikalische Abstraktion. Im griechischen Theater wurde die Maske als Persona bezeichnet, als expressive Akzentuierung der schauspielerischen Attitüde. Die eingefrorene Geste der Maske verbindet sich nun mit der emotional-mental aufgeladenen Geste als Spur mit Pinsel und Stift.

Vorsitzender, IDM - Institut für den Donauraum und Mitteleuropa, Wien
Maler, Wien
Director, Galerie Schmidt, Reith i. Alpbachtal
Stv. Vorstandsvorsitzender, Hypo Tirol Bank, Innsbruck

Dr. Erhard BUSEK

Vorsitzender, IDM - Institut für den Donauraum und Mitteleuropa, Wien

1959-1963 Studium an der Universität Wien, Juridische Fakultät
1964-1968 Parlamentssekretär im Österreichischen Nationalrat
1966-1969 Vorsitzender des Österreichischen Bundesjugendringes
1972-1976 Generalsekretär des Österreichischen Wirtschaftsbundes
1975-1976 Generalsekretär der Österreichischen Volkspartei
1976-1978 Stadtrat in Wien
1976-1989 Landesparteiobmann der Wiener Volkspartei
1978-1987 Landeshauptmann-Stellvertreter und Vizebürgermeister von Wien
1989-1994 Bundesminister für Wissenschaft und Forschung
1994-1995 Bundesminister für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten
1991-1995 Vizekanzler der Republik Österreich und Bundesparteiobmann der Österreichischen Volkspartei
2000-2001 Regierungsbeauftragter der österreichischen Bundesregierung für EU-Erweiterungsfragen
2002-2008 Sonderkoordinator des Stabilitätspaktes für Südosteuropa
2004-2005 Vizepräsident des Vienna Economic Forums (VEF)
2008-2009 Berater des Außenministers der Tschechischen Regierung in Fragen des westlichen Balkans während der EU-Präsidentschaft 1. Hälfte 2009
2000-2012 Präsident des Europäischen Forums Alpbach
2005-2014 Vorsitzender der ERSTE Stiftung
 
 Aktuelle Funktionen:
seit 1995 Vorsitzender des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM)
seit 1996 Koordinator der Southeast European Cooperative Initiative (SECI)
seit 2005 Präsident des Vienna Economic Forums (VEF)
seit 2008 Vorsitzender des Universitätsrates, Medizinische Universität Wien
Jean Monnet Chair ad personam
seit 2009 Präsident des Herbert-Batliner-Europainstituts
seit 2010 Präsident des EU-Russia Centre

Ing. Gottfried SCHMIDT

Director, Galerie Schmidt, Reith i. Alpbachtal

seit 1996 Galerist in Reith - Galerie Schmidt
seit 2001 Galerist in Hall in Tirol - Galerie "Goldener Engel"
2016 21. Ausstellung für das Europäische Forum Alpbach in der Galerie Schmidt

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