Nur wer vertraut, kann mit Unsicherheit leben. Das Leben mit Unsicherheit ist unvermeidlich. Also müssen wir vertrauen, um zu leben. Wer Essen einkauft, muss davon ausgehen können, dass dessen Verzehr nicht tötet. Wer ein Flugzeug besteigt, muss sich darüber beruhigt haben, dass die Piloten gut ausgebildet worden sind. Das Recht bestimmt die Bedingungen der Möglichkeit jenes enormen Ausmaßes an Vertrauen, das notwendig ist, um komplexe Gesellschaften vor dem jederzeit und allseits drohenden Zusammenbruch zu bewahren. Es stabilisiert normativ unsere Zuversicht auf das Funktionieren von Abläufen, Leistungsversprechen und Zuständen. Allerdings besteht kein Grund, dem Recht mehr zu vertrauen als den Dingen, die es regelt. Das Recht kann sich jederzeit ändern. Es ist korrumpierbar; und insofern es existiert, existiert es oftmals im Zustand von Unklarheit und als Gegenstand von Kontroversen. Weil aber das Recht die Aufgabe hat, Vertrauen zu stabilisieren, wird das Vertrauen auf das Recht zu dessen ureigenstem Problem. Das Seminar wird diese Funktion des Rechts adressieren, indem es den Wandel der durch das Weltrecht geschützten Vertrauensstrukturen nachzeichnet. Dabei wird es etwa um Frage gehen, wessen Vertrauen in welcher Form schutzwürdig ist, wie Rechtssicherheit unter den Bedingungen der postnationalen Konstellation erzielt werden kann, oder wie mit kollidierenden Rationalitäten umzugehen ist; im Hintergrund soll freilich stets die das Recht existentiell berührende Frage stehen, ob das Recht selbst überhaupt noch Vertrauen genießen kann, oder ob sich nicht vielleicht die düstere Warnung Niklas Luhmanns bewahrheiten könnte, […] that it may well be that the current prominence of the legal system and the dependence of society itself and of most of its functional systems on a functioning legal coding is nothing but a European anomaly, which might well level off with the evolution of global society.
Nikolaus FORGO
|
Head of Department of Innovation and Digitalisation in Law, University of Vienna | |
Chair | |
|
|
Head of Department of Innovation and Digitalisation in Law, University of Vienna
| Law Studies in Vienna and Paris |
1998 | Founder and ever since head of the Postgraduate Program for Information- and Media Law, University of Vienna |
2000-2017 | Professor, IT-Law and Legal Informatics, Leibniz University Hannover |
2007-2017 | Head, Institute for Legal Informatics, Leibniz University Hannover |
2013-2017 | Director, Research Center L3s |
| Data Protection Officer, Leibniz University Hannover |
2015-2017 | Chief Information Officer, Leibniz University Hannover |
since 2017 | Professor for IT- and IP Law and Head of Department for Innovation and Digitalisation in Law, University of Vienna |
Professor of Legal Philosophy, University of Vienna
1980-1984 | Studium der Rechtswissenschaft und der Philospohie, Universität Wien, Dr.iur. |
1985-1992 | Universitätsassistent an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien |
1988 | Visiting Researcher, Harvard University (Schrödinger Stipendiat) |
1992 | Habilitation für Rechtsphilosophie und Rechtstheorie, Universität Wien |
1993 | Gastprofessor, School of Law, University of Kansas |
1997 | ao. Universitätsprofessor, Institut für Rechtsphilosophie, Universität Wien |
1998 | Vorträge und Forschung in den USA (University of Pennsylvania, Washington University, University of Kansas) |
1999 | Visiting Professor, School of Law, University of Kansas |
2001 | Habilitation für Verfassungsrecht, Universität Wien |
2003 | Professor of Law, College of Law, The University of Iowa |
seit 2006 | Charles E. Floete Chair in Law, College of Law, The University of Iowa |
2007-2008 | Fellow, Wissenschaftskolleg zu Berlin |